Evoluo

Psychologische Fachkenntnisse und Coaching für Berater*innen im Themenfeld (De-)Radikalisierung

Fachkräfte im Themenfeld (De-)Radikalisierung arbeiten häufig mit Klient*innen, die durch ihre Biografie unter psychischen Belastungen oder Störungen leiden können. Um in der Beratung professionell damit umzugehen, haben die Träger Violence Prevention Network gGmbH und IFAK e. V. (im Projektverbund Beratungsnetzwerk Grenzgänger) eine Fortbildung konzipiert. Sie gibt Berater*innen Wissen und Handlungskompetenzen an die Hand, die sie in ihrer Arbeit mit psychisch auffälligen Klient*innen praktisch anwenden können.
Das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Modellprojekt EVOLUO unterstützt die Vernetzung von Berater*innen im Themenfeld des islamistischen Extremismus mit den Gesundheits- und Heilberufen und entwickelt damit die Zusammenarbeit der Professionen weiter. In diesem Sinne erklärt sich auch der Name des Projektes: EVOLUO ist Esperanto und bedeutet “Weiterentwicklung”.

Hintergrund

In Radikalisierungsprozessen wirken soziale und psychische Dynamiken zusammen. Wechselwirkungen zwischen der psychischen Innenwelt und der sozialen Außenwelt beeinflussen die individuelle Zuwendung zu sowie die Distanzierung von extremistischen Szenen und Ideologien. Zwar gibt es keinen generellen Kausalzusammenhang zwischen Radikalisierung und psychischen Belastungen oder Störungen, jedoch können sie trotzdem als Risikofaktoren wirken.
Beratungsstellen im Bereich des islamistischen Extremismus begegnen individuellen Radikalisierungsprozessen mit einem breiten Spektrum an Wissen und Methoden. Gleichzeitig wünscht sich die Mehrheit der Berater*innen mehr Wissen über psychische Phänomene sowie Handlungssicherheit im Umgang mit ihnen. Das ist auch das Ergebnis einer Bedarfsanalyse, die das Projektteam 2022 durchgeführt hat. Insgesamt wurden neun Berater*innen in Einzelinterviews und einem Fokusgruppengespräch befragt. Die Teilnehmer*innen wollten vor allem wissen, wie sie psychische Belastungen und Störungen erkennen, wie sie professionell handeln und mit wem aus den Gesundheits- und Heilberufen sie zusammenarbeiten können.

      Ziele

      Aufgrund dieser Ausgangslage verfolgt das Projekt EVOLUO vier Ziele:
      • Sensibilisieren gegenüber psychischen Belastungen und Störungen im Kontext von (De-)Radikalisierung
      • Wissen über beratungsrelevante psychologische Aspekte von Radikalisierungs- und Distanzierungsprozessen vermitteln
      • Handlungssicherheit im Umgang mit psychisch auffälligen Klient*innen herstellen
      • Vernetzen von Berater*innen im Themenfeld (De-)Radikalisierung mit Unterstützungssystemen der Gesundheits- und Heilberufe

      Projekt Evoluo - Die Ziele

      Fortbildung

      Im Mittelpunkt des Projektes steht eine an den Bedarfen der Berater*innen ausgerichtete Fortbildung. Sie umfasst fünf Module und findet jeweils zweitägig in Bochum oder Berlin statt. Darüber hinaus werden die Teilnehmer*innen in kollegialen Fallberatungen, zwischen den Fortbildungsmodulen, online fallbezogen beraten und gecoacht. Hier werden relevante Fragestellungen oder eigene anonymisierte Fälle mit psychologisch geschulten Mitarbeiter*innen aus der Beratungspraxis diskutiert. Darüber hinaus besteht, auch über den Fortbildungszeitraum hinaus, die Möglichkeit weiterer Unterstützung durch die Mitarbeitenden des Projekts „EVOLUO“ auch in Kooperation mit dem bundesweit tätigen Projekt „NEXUS Beratungsnetzwerk Bund“ der Charité. Wir wollen allen Teilnehmer*innen ermöglichen, am ersten Tag an- und am zweiten Tag wieder abzureisen. Aus diesem Grund startet der erste Tag immer um 13 Uhr, der zweite Tag endet spätestens um 16 Uhr.

      Termine:

      Modul 1 „Sensibilisierung“ 04./05. Mai 2023 in Bochum

      Kollegiale Fallberatung (online): 16. Mai, 09:30 - 12:00 Uhr

      Modul 2 „Wissen“ 25./26. Mai 2023 in Bochum

      Kollegiale Fallberatung (online): 06. Juni, 09:30 - 12:00 Uhr

      Modul 3 „Handlungssicherheit entwickeln“ 15./16. Juni 2023 in Bochum

      Kollegiale Fallberatung (online): 19. September, 09:30 - 12:00 Uhr

      Modul 4 „Handlungssicherheit ausbauen“ 28./29. September 2023 in Berlin

      Kollegiale Fallberatung (online): 07. November, 09:30 - 12:00 Uhr

      Modul 5 „Vernetzung“ 16./17. November 2023 in Berlin

      Bei Fragen rund um die Fortbildung:

      Alexander Gesing

      IFAK e.V.

      gesing@ifak-bochum.de

      01511/ 89 27 195

      Hannah Strauss

      Violence Prevention Network gGmbH

      hannah.strauss@violence-prevention-network.de

      01573/ 11 30 83 59

      Fortbildungsinhalte
      Flyer
      Anmeldung
      Datenschutz*

      Die Fortbildung richtet sich an im Phänomenbereich Islamismus tätige Beratungsfachkräfte. Die Inhalte der Fortbildung basieren auf der Bedarfsanalyse, den multiprofessionellen Perspektiven der beiden Träger und dem aktuellen Forschungsstand. Im Rahmen der Qualitätssicherung begleitet ein wissenschaftlicher Fachbeirat das Projekt. Dieses Gremium hat vier Mitglieder:

      Frau Aylin Turay ist als Psychologin für die Beratungsstelle „Radikalisierung“ des BAMF tätig und berät Hilfesuchende zu Radikalisierungs- und Distanzierungsprozessen im Phänomenbereich des Islamismus.

      Janusz Biene-Clément ist Mitarbeiter des Legato Projektverbunds in Trägerschaft der Vereinigung Pestalozzi und leitet das Projekt "Kommunale Fachberatung: Prävention und gesellschaftlicher Zusammenhalt". Zuvor leitete er mehrere Projekte im Bereich der Prävention und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt und dem Leipniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung tätig.

      Prof. Dr. Dr. Jan Kizilhan ist Leiter des Instituts Transkulturelle Gesundheitsforschung, DHBW Stuttgart und Dekan des Instituts für Psychotherapie und Psychotraumatologie an der Universität Dohuk

      Dr. Marius Raab forscht und lehrt am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Ein Hauptaufgabengebiet seiner Forschung ist das Themenfeld Verschwörungstheorie.

      Haben Sie Interesse an einer Teilnahme im Jahr 2024?

      Vorbehaltlich der Finanzierung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) werden wir auch im Jahr 2024 eine Fortbildung sowie kollegiale Fallberatungen und Coachings anbieten. Falls Sie oder Kolleg*innen Ihrer Beratungsstelle daran teilnehmen möchten, können Sie sich bis zum 01. Dezember 2023 unter www.eveeno.com/evoluo2024 voranmelden.

      Nach Ihrer Voranmeldung (entspricht noch keiner verbindlichen Anmeldung) werden Sie auf eine Warteliste gesetzt. Personen auf der Warteliste werden im nächsten Jahr vorrangig zur Fortbildung zugelassen.

      Um eine produktive Gruppenatmosphäre zu gewährleisten, ist die Anzahl der Teilnehmenden auf 20 Personen begrenzt. Eine Anmeldung ist nur für alle fünf Module möglich. Die Teilnahme an den Modulen ist kostenlos. Reisekosten können nicht durch das Projekt übernommen werden.

      Das Projekt Evoluo wird gemeinsam von den Trägern Violence Prevention Network gGmbH und IFAK e. V. (im Projektverbund Beratungsnetzwerk Grenzgänger) umgesetzt.

      *Hier geht es zur Datenschutzerklärung 2023.